Die Lust am Bösen
Warum Gewalt nicht heilbar ist
Anfang der neunziger Jahre war Eugen Sorg als Rotkreuz-Delegierter im auseinanderbrechenden Jugoslawien. Die alltäglichen Grausamkeiten und die Kaltblütigkeit, mit der die Täter davon erzählten, waren für Sorg ein Schock – und liessen ihn nicht mehr los. Als Reporter reiste er in Bürgerkriegs- und Krisenregionen, nach Afghanistan, Angola, Somalia, Liberia, Eritrea, in den Jemen, in den Sudan, nach Kolumbien.
Überall erlebte er, wie leicht und bereitwillig Scham und Gewissen ausser Kraft gesetzt werden können. Nun hat Sorg seine Beobachtungen aufgeschrieben. Er vergleicht sie mit sinnlosen Gewalttaten in München, Kreuzlingen, Berlin und fragt, warum die Erklärungsversuche von ethnisch-religiösen Konflikten, postkolonialen Traumata, zerrütteten Familien, ökonomischer Benachteiligung nicht ausreichen.
Aus seinen brillant geschriebenen, sehr konkreten und erschreckenden Erfahrungen zieht Sorg den Schluss. Es gibt die Lust am Bösen. Als eine eigenständige, irrationale und mächtige Kraft.